Ist es möglich, ein Bild aus einer Zeitschrift auszuschneiden, ohne den Umgang mit der Schere zu üben oder mit Messer
und Gabel zu essen, ohne diese „Werkzeuge“ zu verwenden? Wie befähigen wir das Kind zu Betätigungen, bei welchen es an seine Grenzen stößt? Wie kann sich ein Kind in seiner Betätigung als selbstwirksam erleben?
Grundideen der Therapiemethode ASTT®
Ability Skill and Task Training ist eine klientenzentrierte
und handlungs/betätigungsorientierte Therapiemethode.
Die differenzierte und variantenreiche Ausführung von Aktivitäten/Betätigungen, welche auf Fähigkeiten beruhen, ermöglicht den Erwerb von Fertigkeiten.
Klientenzentrierte aufgabenorientierte Ziele, welche mit klientenzentrierten Messinstrumenten erhoben und bewertet werden.
Task – Aufgabe, Tätigkeit
Unter Aufgaben und Tätigkeiten werden Aktivitäten verstanden mit welchen das Kind seinen Alltag bewältigt. Der Alltag aus dem Blickwinkel der Ergotherapie beinhaltet die Teilbereiche Kindergarten/Schule, Elternhaus, Freizeit und Erholung. Es betrifft die Selbständigkeit beim An- und Auskleiden, den Werkzeuggebrauch (beim Essen, Malen, …), die Körperpflege, Spiel und Freizeitaktivitäten (z.B. Rad fahren, Ballspiele).
Ability and Skill - Fähigkeit und Fertigkeit
Es ist sehr wichtig, dass beim Erlernen von Aktivitäten zwischen Fähigkeiten und Fertigkeiten unterschieden wird. Fertigkeiten wie z.B. das Schreiben, Schneiden mit der Schere, Handhabung von Besteck werden auf Basis der Fähigkeiten erlernt. Die Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Koordination, Genauigkeit) benötigen eine langfristige Entwicklung. Fertigkeiten können in kurzer Zeit erlernt werden. Sind benötigte Fähigkeiten zum Erlernen bestimmter Fertigkeiten nicht genügend ausgebildet, ist es kaum möglich, diese Fertigkeiten ausreichend gut zu erwerben.
Zusammenarbeit mit den Eltern und primären Bezugspersonen
Neben den Eltern werden Kinder von primären Bezugs- personen, wie Pflegeeltern, Großeltern, Kindermädchen, usw. im Alltag betreut. Während der Therapie ist bei jüngeren Kindern meist ein Elternteil oder eine primäre Bezugsperson anwesend. In der letzten ¼ Stunde ist auch bei größeren Kindern ein Elternteil oder eine primäre Bezugsperson in der Therapie anwesend, damit die Stunde reflektiert wird und Informationen für das häusliche Umfeld mitgegeben werden können. Die Zusammenarbeit mit den Eltern kann auch in Beratungsstunden erfolgen, je nach Auftrag und Anliegen der Klienten mit oder ohne Kind.
Austausch und Beratung mit/von Pädagogen
Mit dem Einverständnis der Erziehungsberechtigten werden die Therapieziele den PädagogInnen weitergegeben und besprochen. Im gemeinsamen Austausch wird versucht die Teilhabe der Kinder im Kindergarten, in der Schule und im Hort zu stärken und zu festigen. Wenn es für das Kind notwendig ist, werden die PädagogInnen bei der Umfeldgestaltung unterstützt (z.B.: Arbeitsplatzgestaltung, Sitzpositionen, usw.).
Therapieansatz nach ASTT® bei Kindern mit:
Es wurden vier Wirksamkeitsstudien durchgeführt und publiziert. Sie finden diese wie folgt:
"Wirksamkeit des Ability, Skill and Task Trainings (ASTT®) bei Kindern mit Umschriebener Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen" ergoscience 2013; Astrid S. Fridrich et al Andrea Oswald --> download hier
"Evaluation der kombinierten Bottom-up und Top-down-Therapiemethode Ability, Skill and Task Training - ASTT® bei Kindern mit fein- und grobmotorischer Koordinationsstörung und/oder Dyspraxie" ergoscience 2014; Andrea Oswald, Astrid S. Fridrich
Die Anwendung von Ability Skill and Task Training (ASTT) bei Kindern mit unilateal-spastischer Cerebralparese zur Förderung des Erwerbs alltagsorientierter bimanueller Aktivitäten - eine Therapiemethode in der pädiatrischen Ergotherapie, ergocience, Ausgabe 2/2017, Schulz-Kirchner Verlag GmbH, Oswald A., Fridrich A., Mosgöller W., Rauscher Ch.
Wirksamkeit der Methode Ability, Skill and Task Training bei Kindern mit visuell-räumlicher Wahrnehmungsstörung, Eiserl S., 2017